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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Vier Fäuste für ein Halleluja (Adria)   (BLU-RAY)

Vier Fäuste für ein Halleluja (Adria)
    
Original: ...continuavano a chiamarlo Trinità   (Italien, 1971)
Laufzeit: 125 Min. (1080p)
Studio: 3 L
Regie: Enzo Barboni
Darsteller: Bud Spencer, Terence Hill, Yanti Somer, Emilio Delle Piani, Riccardo Pizzuti u.v.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD2.0 Deutsch, Italienisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Restaurationsvergleich, deutsche Trailer, deutscher Vorspann u.m.
Preis: ca. 16 €
Wertung: 3 / 4 / 3 (Bild/Ton/Extras)


"Des Teufels Hände reiten wieder!"

Die Fortsetzung zu dem Überraschungshit "Die rechte und die linke Hand des Teufels" vereint die kriminellen Western-Brüder Bambino (Buddy) alias "Der Kleine" und Trinity (Hill) alias "Der müde Joe" wieder - und zwar ausgerechnet bei Mama und Papa!
Die verkrachten Brüder müssen sich bei ihren nicht minder rustikalen Eltern allerdings zusammenraufen. Schließlich geht's dem Herrn Papa nicht sehr gut und der hat nur den Wunsch, dass der dickköpfige wie herrische Bambino seinen kleinen Bruder unter die Fittiche nimmt und einen echten Banditen aus ihm macht.
Doch der gutmütige Tagedieb Joe bremst seinen neuen Chef immer wieder clever aus, um letztlich doch als Western-Robin Hood triumphieren zu können.
In der nächsten Stadt geraten die beiden Tunichtgute jedoch an den bestens organisierten Großkriminellen Parker (Emilio delle Piane). Der hält die Gringos allerdings für Regierungsagenten, was unsere Helden natürlich schamlos ausnutzen. Unter falscher Flagge wird so erstmal Front gegen die kriminelle Konkurrenz gemacht und ausnahmsweise legal Kopfgeld vom korrupten Sheriff abkassiert. Kompliziert wird die Lage als die beiden Jungs von ein paar Mexikanern erfahren, dass sich seltsame Dinge im örtlichen Kloster tun. Dort sollen die Mönche den göttlichen Segen mit eiserner Faust an die Peones verteilen und auch sonst ein eher unzüchtiges Leben führen. Während Joe bereits den Braten wittert, schickt ihn sein Bruder jedoch wieder mal auf einen Testraubzug. Welches seltsame Geheimnis mag sich aber hinter den Klostermauern verbergen?

Enzo Barboni legt mit "Vier Fäuste für ein Halleluja" noch einmal richtig nach und zementierte das Duo Bud Spencer und Terence Hill endgültig als die ganz großen Komödiengranaten. Geschickt variiert er hier nochmals die Geschichte von "Die rechte und die linke Hand des Teufels", indem er seine Hauptfiguren diesmal nicht direkt gegeneinander aufstellt, sondern sich als Team gemeinsam auf die vermeintlich richtige Seite des Gesetzes schlagen lässt. Als sympathische Antihelden, die trotz anderer Intention immer wieder moralisch richtig handeln müssen, dürfen sie abfeiert werden.
Dazu treibt Barboni den Running-Gag-Humor derart auf die Spitze, dass es qualmt. Angefangen von dem depperten Banditen-Trupp um Käpt'n Silberlocke Riccardo Pizzuti über den geradezu erfolglos korrupten Sheriff, der seine kriminellen Schützlinge trotzdem immer wieder einbuchten muss, bis zu der armen Farmer-Familie, der Bud und Terence ständig aus der Patsche helfen müssen, wird die trockenhumorige Lachschraube immer weiter angezogen. Dazu hagelt es legendäre wie denkwürdige Momente, die einem das Zwerchfell perforieren. So etwa das Pokerspiel mit anschließendem Backpfeifen-Trommelfeuer gegen Wildcat Hendricks oder die Beichtstuhl-Sequenz mit Bud Spencer im Kloster.
Und auch die legendären Prügelorgien der beiden Helden kommen nicht zu kurz. Besonders im ausufernden Finale packt Bud den Dampfhammer so richtig aus, weshalb der Film 1971 ursprünglich erst ab 16 Jahren freigegeben war. Inzwischen ist er aber auf eine mildere 12-er Freigabe eingestuft. Diese explosive Mischung aus handfester, spaßiger Action, den charismatischen Hauptdarstellern und dem Dauerfeuer an lässigem Humor spendierte dem Duo in Deutschland seinen größten Erfolg: über 11 Millionen Zuschauer sahen den Film bei der Erstauswertung im Kino. Ein Rekord, der erst 1985 von "Otto - Der Film" eingestellt wurde.
Als die Rechte von "Vier Fäuste für ein Halleluja" aber nach der Pleite des Verleihs Adria an Tobis wechselten, entschied man sich für lukrative Wiederaufführungen eine gestrafftere Fassung (Schnittbericht siehe hier) des Films mit den inzwischen etablierten Stimmen von Terence Hill und Bud Spencer unter der Dialogregie von Rainer Brandt anzufertigen. Diese Fassung wurde schließlich auch als Grundlage für alle TV- und Videoauswertungen genutzt.
Die originale Adria-Kinofassung ist auf der Blu-Ray erstmals wieder restauriert (als Abzug einer schwachen 16mm Kopie gab's ihn bereits auf einer Spencer-Hill Bonusdisc) und (einzig!) mit der originalen Synchronisation versehen, die mit Hartmut Reck statt Thomas Danneberg für Hill und Wolfgang Hess statt Arnold Marquis für Bud besser an "Die rechte und die linke Hand des Teufels" anschließt. Im Vergleich zur bekannteren Brandt-Comedy-Fassung ist die Adria-Version näher an Enzo Barbonis originaler Intention. Der Akzent beim Humor liegt hier mehr auf trockener Coolness als auf kultigen Kalauern. Beide Fassungen funktionieren aber in ihrer jeweils eigenen Weise sehr gut und haben somit beide ihre Daseinsberechtigung.
Ursprünglich war vom Verleih 3L auch geplant, die Brandt-Fassung auf dieser Scheibe mitzuliefern. Dies ist jedoch nicht der Fall, da die Brandt-Version einen eigenen Release bekommen soll.

BILD

Vier Fäuste für ein Halleluja (Adria)

Hier kommen wir zur schwierigen Königsdisziplin: Wie sieht das Bild der restaurierten Fassung in HD auf Blu-Ray aus? Hierzu muss erstmal die Restaurationsgeschichte erläutert werden. Aus insgesamt fünf alten Filmkopien der Adria-Fassung musste die vorliegende Version zusammengestückelt werden. Ein Zugriff auf das italienische Negativ war nicht möglich, da dies u.a. anscheinend ebenfalls gekürzt gewesen sein soll. Das so gewonnene Material (Bild+Ton) war in einem denkbar schlechten Zustand. So weit möglich wurden Kratzer, Dreckspuren und Laufstreifen entfernt und das Bild beruhigt. Schärfe und Kontrast sind zudem aufgrund des Ursprungs (Positiv-Filmkopien) bei weitem nicht so gut, was aber auch insgesamt (selbst bei einem Negativ des Films) nicht erwartet werden kann.
Ausgehend von diesen Bedingungen sieht das Bild tatsächlich noch erstaunlich gut. Aber es gibt einen mittelgroßen Wehrmutstropfen. Anscheinend konnte nicht alles Material des Films so ordentlich restauriert werden, dass es genutzt werden konnte. An diesen Stellen hat man sich anscheinend - wie mit einem dicken Pflaster - eines hochgerechneten Standard-Auflösung-Transfers des gemasterten italienischen Masters bedient. Besonders per Beamer auf einer Leinwand fällt der Unterschied zwischen den unterschiedlichen Qualitäten extrem auf. Auch auf einem HD-Fernseher wird man die plötzlich einsetzende Matschigkeit und auch einen leichten farblichen Nachzieheffekt erkennen. Beides drängt sich auf der Mattscheibe aber dankbarerweise nicht so stark auf. Wer den Film aber per Beamer auf einer Leinwand schauen will, muss sich auf diese recht harschen Qualitätsschwankungen gefasst machen. Besonders in den ersten 30 Minuten des Films sind leider einige längere Passagen - einschließlich der kompletten Credit-Sequenz (mehr dazu bei den Extras) - davon betroffen. (Anmerkung: für die normale DVD dürfte dies allerdings aufgrund der reduzierten Auflösung kaum eine Rolle spielen).
Das (vorhandene) HD-Material ist besonders im Vergleich zu den alten Inkarnationen des Films hübsch anzuschauen. Komplett farbkorrigiert enthüllt der Film nun eine ordentliche Detailtiefe und ein insgesamt homogenes und nicht mehr ausgewaschenes Bild. Dennoch wirkt der Transfer auch an einigen Stellen "etwas dünner". Filmkorn ist natürlich satt vorhanden, aber muss auch da sein, da dies tatsächlich dem originalen Look entspricht. Wer allerdings auf großer Leinwand schaut, wird wieder feststellen, dass sich sehr schmale, horizontale Drop-Outs in den Transfer eingeschlichen haben, die wahrscheinlich aus der Kombination aus schwierigem Material und DNR-Software ergeben haben. Auf einem TV-Schirm sind diese aber auch kaum zu bemerken und stören nicht.
Abgesehen von der Flickschusterei mit den SD-Auflösungspflastern ist das Ergebnis aufgrund der Ausgangslage als recht solide zu betrachten. Mit klarem Vintage-Charakter und schönem alten Kino-Look ist die Scheibe eine klare Verbesserung zu allen bisherigen Veröffentlichungen des Films.

TON

Vier Fäuste für ein Halleluja (Adria)

Auch beim Ton der originalen Adria-Synchronfassung sind natürlich keine Wunder zu erwarten. Ebenfalls weitestgehend von den unterschiedlichen Filmkopien gerettet und gemastert so gut es eben geht, kann der DD2.0 Track seine schwierige Herkunft nicht ganz verleugnen. Ein sehr leichtes Hintergrundrauschen ist durchgängig vernehmbar, aber nicht auffällig störend. Die Musik kommt dabei sogar noch relativ dynamisch aus den Boxen.
Die Dialoge haben besonders bei lauten Stellen einen Hang zu knarzen, während Zischlaute auch etwas abgeschnitten wirken. Einen schwächere Tonsequenz mit leichten Aussetzern gibt es nur im Finale, wo Terence Hill im Endkampf einen Balkon raufhüpft, um den Sack mit Geld vor den Banditen zu retten. Insgesamt ist dies aber ein solider Monotrack und ein Wunder, dass die alte Synchronfassung überhaupt vernünftig gerettet werden konnte.
Die italienische Tonspur ist im Gegensatz zur Deutschen deutlich rauschärmer, aber klingt dafür bei den Dialogen deutlich blecherner. Die Soundkulisse ist ein wenig homogener, was aber durch die streng klingenden Dialoge etwas ausgestochen wird.
Wirklich interessant an dem Italo-Ton ist der Umstand, dass man hier erkennen kann, welche Dialogpassagen in der ursprünglichen italienischen Fassung fehlen. An diesen Stellen erklingt schließlich auch der deutsche Ton.

EXTRAS

Als Extras ist auf der Blu-Ray der bereits im Internet veröffentlichte Restaurationsvergleich von "Vier Fäuste für ein Halleluja" zu finden. Hier kann man per Splitscreen feststellen, welche Wunder für den Bildtransfer bei dem schwierigen Ausgangsmaterial bewirkt wurden.

Die originale deutsche Credit-Sequenz der Adria-Fassung liegt nur hier im Bonusmaterial als unbearbeiteter HD-Abzug vor. Trotz der sehr starken Schrammen und Kratzer im Bild ist die eigentliche Grundqualität erstaunlich solide (Anm. Man beachte hier z.B. die noch recht scharfen Schrifteinblendungen). In direktem Vergleich zu dem unbearbeiteten Material aus dem oben genannten Bildvergleich sieht die Titelsequenz auch nicht so viel schlimmer aus. Warum dieses Stück nicht weiter bearbeitet wurde, um als korrekter Vorspann vor dieser einmaligen Version verwendet zu werden, bleibt ein absolutes Rätsel. Allein der originale gemalte Schriftzug "Vier Fäuste für ein Halleluja" und die komplette Nennung der Synchronbesetzung (Hier wird Bud Spencers "Der Kleine" als "Bob" genannt!) wären es wert gewesen! Schließlich hat man sich für den Film die Mühe gemacht und selbst das alte Adria-Logo für den Titel organisiert. Dann einfach die italienische Titelsequenz in hochgerechneter SD-Qualität für den Film zu benutzen wirkt schon fast grotesk.

Bei dem deutschen Kinotrailer handelt es sich leider nicht um den Trailer für die ursprüngliche KinoFassung, sondern um den Wiederaufführungstrailer mit der Synchronisation von Rainer Brandt. Hier sind jedoch einige Sprüche zu hören, die nur so in diesem Trailer vorkommen.
Wer sich nostalgisch auch noch einmal an die alte DVD-Qualität des Films zurückerinnern möchte, der kann sich auch den alten DVD-Trailer des Films, ebenfalls mit Brandt-Synchro, anschauen.
Die Bildergalerie zeigt - unterlegt mit der Titelmusik - verschiedenes Werbematerial zum Film aus aller Welt.
Dazu gibt es noch eine Kurz-Bio-/Filmographie zu den beiden Hauptdarstellern.

Zusätzlich liegt der Scheibe auch noch ein nettes, 16-seitiges Booklet mit zwei Texten über den Film selbst und die Restaurierungsarbeiten bei. Dazu sind darin auch einige Werbematerialien als Bilder vorhanden. Ganz schick.

FAZIT

Über die erste Blu-Ray Veröffentlichung eines Spencer-Hill Titels darf man gespaltener Meinung sein. Einerseits ist es erfreulich, eine vollständige und gemasterte Urfassung von "Vier Fäuste für ein Halleluja" in den Händen zu halten. Dennoch schmerzt das Auffüllen einiger Szenen mit hochgerechneten und totgefiltertem SD-Material. Trotz dieses Mankos sieht "Vier Fäuste für ein Halleluja" auf Blu-Ray so gut wie noch nie im Heimkino-Sektor aus. Der geringe Preisunterschied gegenüber der DVD erleichtert einem zusätzlich den Griff zur HD-Scheibe.



Kay Pinno