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REVIEWS



Stepfather, The   

Stepfather, The
    
Original: The Stepfather   (USA, 1987)
Laufzeit: ca. 86 Min.
Studio: epix
Regie: Joseph Ruben
Darsteller: Terry O'Quinn, Jill Schoelen, Robyn Stevan. Shelley Hack, Charles Lanyer
Format: 1.77:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD 2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel: ---
Extras: Trailer
Preis: ca. 11 Euro
Wertung: 4 / 3-/ 4 (Bild/Ton/Extras)


"Papa kommt nach Hause!"

Als "The Stepfather" 1987 in Deutschland unter dem selten dämlichen Titel "Kill, Daddy, Kill" in die Kinos kam, wollte ihn dort so recht niemand sehen. Ein Film ohne Stars (Terry O'Quinn, heute aus fünf Staffeln "Lost" bestens bekannt) gab die Hauptrolle, Jill Schoelen, damals bereits in den späten 30-ern, den Loveinterest. Der Film ging unter, kam in die Videotheken - und entwickelte sich dort zu einem respektablen Hit, einem Videothekensleeper, einen Film, der langsam anlief, aber dann mächtig Mund-zu-Mundpropaganda erfuhr. Eines ist nämlich klar: Dieser Film verbreitet nicht nur Spannung
Dieser Film macht Angst!

Hätte der Regisseur den Namen Martin Scorsese getragen, wäre der Film aus einem großen Studio gekommen - Terry O'Quinn hätte für seine Rolle einen Oscar erhalten. Terry O'Quinn ist Jerry Blake. Für Susan ist er ein Doppel-Sechser im Lotto. Die alleinstehende Mutter einer Teenagertochter hat in Jerry einen perfekten Lebensgefährten gefunden. Jerry ist ein Familienmensch, aufrichtig, sensibel, liebevoll, fleißig. Für Susan würde er über brennendes Öl laufen, wenn sie es von ihm verlangen täte. Aber nicht nur das: Die Zeit, die er sich für ihre Tochter nimmt, ist bemerkenswert - vor allem, da Töchterchen ihn nicht ausstehen kann. Doch Jerry drängt das Mädchen nicht. Er will auch den Platz ihres Vaters nicht einnehmen, er möchte nur dass sie weiß, dass sie sich auf ihn verlassen kann. Egal, was auch immer passieren sollte!
Ja, Jerry ist ein perfekter Kerl. Ein Mann für die Frau, die über die Brad-Pitt-Phase hinaus ist und einen Mann fürs Leben sucht. Leider ahnt Susan nicht, dass Jerrys Familiensinn abnormale Züge trägt. Die Familie geht ihm nämlich wirklich über alles. Und zwar wirklich über alles. Das Problem: Wenn die Familie nicht mehr so will wie er, dann muss er sich eine neue - perfekte Familie! - suchen. Für seine alte Familie bedeutet dieser Wahn - das Todesurteil.

"The Stepfather" ist ohne Wenn und Aber einer der besten Thriller der 1980-er Jahre. Bemerkenswert ist nicht nur die unfassbar intensive schauspielerische Leistung von Terry O'Quinn, der dem Zuschauer mit seinem Spiel zwischen perfektem Familienvater und psychopathischem Serienkiller nicht nur eine Gänsehaut über den Rücken jagt - sondern die Frage aufkommen lässt, welche Leichen wohl der eigene Nachbar im Keller vergraben haben mag. Nichts an Jerry Blake wirkt nach Außen hin auch nur für einen Moment gefährlich, um so schockierender wirken seine Gewaltausbrüche. Nein, auch die Regie von Joseph Ruben ist bemerkenswert. Wie Regisseur Joseph Ruben das Idyll der amerikanischen Vorstadt einfängt, wie er Jerry Blake als den perfekten Nachbarn in diese Vorstadt integriert, wie er die Farben glänzen, die positiven Gefühle tanzen lässt - und dennoch puren Schrecken verbreitet: Das ist eine absolut geniale Regieleistung. Nicht eine Sekunde lang verliert sich der Film in Nebensächlichkeiten oder Absurditäten. Er peitscht die Story mit einem unglaublichen Tempo voran, ohne ein einziges Mal hektisch oder überstürzt zu wirken - oder seine innere Logik zu verlieren. In der Stille liegt die Kraft, sagt der Volksmund. Und in diesem Fall folgt der Stille ein Tsunami der Suspense.

BILD

Stepfather, The

Die DVD hinterlässt einen ziemlich zwiespältigen Eindruck. Wäre dies eine Videokassette aus dem Jahre 1987 könnte man sagen: Das Bild ist gut. Doch dies ist eine DVD. Und von einer DVD darf man deutlich mehr erwarten.
1.) Der gesamte Film wirkt einen Tick zu hell. Wenn man versucht das Bild manuell etwas abzudunkeln, beginnen in dunklen Szenen Hintergründe aus dem Bild zu verschwinden. Für einen normalen Fernseher reicht das Bild aus, Besitzer von Röhrengeräten werden keine großen Helligkeitsprobleme wahrnehmen, in dem Moment aber, in dem der Bildschirm flach wird oder das Bild gar vom Beamer kommt, ist es eine eher zwiespältige Angelegenheit.
2.) Immer wieder tauchen Verschmutzungen auf (Kratzer, Schmutzpartikel). Nicht übermäßig, aber leider doch in unschöner Regelmäßigkeit.
3.) Das Bild wirkt oft milchig, Kontraste gehen verloren. Etwas mehr Schärfe hätte man sicher ins Bild zaubern können.

TON

Stepfather, The

Man hört dem Film sein Alter an. Der Ton klingt alles in allem etwas dumpf, bei den musikalischen Untermalungen können gar leichte Verzerrungen im Ton auftreten. In Bezug auf die Dialoge ist die englische Tonspur einen Tick zu leisen, die deutsche ist weitaus atmosphärischer und klarer. Überhaupt ist der Film überraschend gut synchronisiert worden.

EXTRAS

Es gibt den deutschen und den amerikanischen Trailer, darüber hinaus eine Trailershow. Üppig ist das nicht. Mehr kann aber in der Regel von einem Film dieser Art nicht erwartet werden.

FAZIT

Frage: Woran merkt man, dass ein Film ein echtes Meisterwerk ist?
Antwort: Daran, dass er auf einer eher enttäuschenden DVD präsentiert wird - und all die technischen Unzulänglichkeiten des digitalen Datenträgers sowas von egal sind, dass man den Film sogar dann schauen würde, wenn man während des DVD-Schauens mit dem nackten Hintern in einem Ameisenhaufen säße. "The Stepfather" gehört zu dieser seltenen Kategorie!



Christian Lukas