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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Giallo   (BLU-RAY)

Giallo
    
Original: Giallo   (Italien/USA, 2009)
Laufzeit: ca. 92 Min. (1080p)
Studio: Sony Pictures
Regie: Dario Argento
Darsteller: Adrien Brody, Emmanuelle Seigner, Elsa Pataky u.a.
Format: 1.85:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS-HD-MA 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Trailer
Preis: ca. 16 €
Wertung: 3+/ 2-/ 5 (Bild/Ton/Extras)


"Gelbe Karte"

Die Karriere des italienischen Horrormeisters Dario Argento hat nach seiner Hochzeit in den 70-er und 80-er Jahren einige harte Dellen hinnehmen müssen. War Argento bei Genre-Fans populär geworden durch seinen einzigartigen Stil in Form einer besonders starken Kameraarbeit, einer kruden Atmosphäre, seltsamen Soundtracks (vornehmlich aus der Hand von Claudio Simonetti und seiner Band "Goblin") sowie einer besonders expliziten Art von Gewaltdarstellung, büßte der einstige Innovator immer mehr von seinem Flair ein. Schließlich waren selbst seine größten Hits weniger an einem wirklich kohärenten Plot, sondern eher an der visuellen Umsetzung von Spannung und Terror interessiert, die Argento zu seinem Markenzeichen machte. Dass hier und da auch ein paar Sprengsel freudianischer Psychoanalyse oder okkulte Motive in die Filme gelangten, war einer künstlerischen Deutung auch nicht immer abträglich. Wissenschaftlicher Hokupokus wie in Argentos "Die neunschwänzige Katze" (es ging um Doppel-Y-Chromosomen bei Kriminellen) waren aber selbst zur Entstehungszeit des Films bereits Humbug.
Hatte Argento gerade noch mit "The Third Mother" endlich sein Versprechen gegenüber den Fans eingelöst, seinen finalen Hexenfilm als Abschluss zu "Suspiria" und "Inferno" zu drehen, bei dem er noch einmal ganz ordentlich auf den Blut-Pudding hauen durfte, ist "Giallo" (das italienische Wort für Gelb ist auch als Anspielung auf das spezielle Thriller-Subgenre gedacht, mit dem Argento groß wurde) als Nachfolger eine groteske Bankrotterklärung. Fast wirkt der Film wie ein Gegenstück zu Argentos ebenfalls sehr erbärmlichen "The Card Player", in dem immerhin der Spielort Rom noch gut aussah. In "Giallo" sieht eigentlich nichts mehr gut aus. Auch nicht die spärlichen Spezialeffekte von Argentos FX-Nunzius Sergio Stivaletti. In Turin macht ein degenerierter Killer (Byron Deidra) jagd auf Models, um sie schlicht gesagt mit dem Hammer auf ein visuell ungesundes Mittelmaß zurückzustufen. Ihm kommt es tatsächlich wohl eher auf die inneren Werte an. Doch davon besitzt der schmierig tumbe Perversling, der aussieht wie Rambo 30 im Travis Bickle Kostüm, nun mal gar keine. Auf seiner Fährte ist der mürrische Kommissar Enzo Avolfi (Adrien Brody), der aufgrund seiner eigenen schwierigen Vergangenheit zum polizeilichen Bluthund für Serienkiller und Mörder geworden ist. Auf dessen Matte steht plötzlich die aufgelöste Linda (Emmanuelle Seigner ist grottenschlecht als hysterische Triene), deren Schwester (Elsa Pataky ist weiterhin hübsch) während einer Fahrt in einem Taxi verschwunden ist. Könnte der Irre gar ein Taxifahrer sein? Nicht nur mit solch' brillanten Kombinationsgaben degradiert sich "Giallo" zu einem unfreiwillig komischen wie grenzdebilen Nichts. Statt aus seiner kruden Vorlage etwas zu machen - immerhin gibt es eine nicht ganz uninteressante Parallele zwischen dem Kommissar und dem Killer - verpufft der Film in einem unspannende schönen Nichts. Es wird zwar schlussendlich ganz schön finster für alle Beteiligten, aber da "Giallo" sich nicht einen Hauch darum kümmert, seine Figuren auch nur ansatzweise irgendwie dem Zuschauer nahe zu bringen, bleibt letztlich nur ein großes Achselzucken. Für diesen unverfrorenen Mist darf man Dario Argento ruhig die Gelbe Karte zeigen!

BILD

Giallo

Leider scheint sich die Qualität des Films auch auf den Transfer ausgewirkt zu haben. Zwar ist das anamorphe Bild (1.85:1) größtenmteils mit recht solider Schärfe ausgestattet. Dennoch gibt es bei den dunklen Szenen starke Ausreißer, bei denen der Schwarzlevel milchig absäuft und zusätzlich starke Rauschmuster im Bild auftreten. Insgesamt besitzt "Giallo" eher den visuellen Stil einer mittelmäßigen Italo-TV-Produktion, der auch eine HD-Auflösung nicht wirklich auf die Sprünge verhelfen mag. Aufgrund des schwankenden Kontrasts fallen dann auch die Farben, der an sich bereits reduzierten Farbpalette, mal etwas matter aus. Die Kompression arbeitet tapfer, aber kann in den kritischen dunklen Bereichen auch nicht mehr helfen. Befriediegend.

TON

Giallo

Der DTS-HD-MA 5.1 Track versieht seine Arbeit ordentlich und ohne Überraschungen. Der deutsche Track klingt allerdings dank einer eher preiswerten und stark in den Vordergrund gemischten Synchronisation recht künstlich. Gleiches gilt auch für die Aufbearbeitung der Soundkulisse, die einige Sounddetails zu stark betont und in den Vordergrund zieht. Die unspektakuläre Musik mischt sich immerhin unaufdringlich in die gesamte Soundstage. Störende Überlappungen oder Aussetzer wurden nicht festgestellt.

EXTRAS

Außer einem deutschen Trailer gibt es keine weiteren Extras.

FAZIT

Nach dem unterschiedlich aufgenommenen Abschluss seiner "Drei Mütter"-Trilogie "Mother of Tears" liefert der ergraute Italo-Horror Spezialist Dario Argento mit "Giallo" einen peinlichen Abgesang auf sein altes Genre ab, der sehr an sein anderes Debakel "The Card Player" erinnert. Würde nicht der Name Argento über dem Titel prangen, hätte dieser Trash sicherlich niemals eine Chance. Und Oscar-Gewinner Adrien Brody? Einfach unglaublich. Hier stimmt eigentlich nichts. Ohne Extras und mit einem mittelmäßigem Transfer ist diese Scheibe nur für Komplettisten.



Kay Pinno