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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Grindhouse   (BLU-RAY)

Grindhouse
    
Original: Grindhouse   (USA, 2007)
Laufzeit: 191 Min. (1080p)
Studio: Universum
Regie: Robert Rodriguez & Quentin Tarantino
Darsteller: Rose McGowan, Freddy Rodriguez, Kurt Russel, Michael Biehn, Jeff Fahey, Zoe Bell u.v.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS-HD-MA 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Extras: Kommentar, Zuschauer-Track, Making of, Interviews u.v.m.
Preis: ca. 21 €
Wertung: 2 / 2+/ 1 (Bild/Ton/Extras)


"Doppelt böse kracht besser"

Was hatten sich Robert Rodriguez und Quentin Tarantino nur gedacht? Seit ihrer großartigen wie erfolgreichen Kollaboration bei "From Dusk Til Dawn" waren bereits zehn Jahre vergangen. Zeit also, einen erneuten Streich auf das Mainstream-Kino zu unternehmen, um das Bahnhofskino von einst noch einmal hochleben zu lassen. Diesmal sollte es jedoch ein ausgedehntes Doppelprogramm werden, das die echte Erfahrung von damals replizieren sollte - einschließlich schodderiger Bildqualität, kurioser Exploitation-Trailer und schrottiger Lokalwerbung! Dass "Grindhouse" als post-postmoderner Abgesang auf das Exploitationkino nicht beim amerikanischen Publikum zündete, lag sicher nicht nur an der heftigen Laufzeit von über 190 Minuten, die einem Zuschauer in dem Genre schon einiges abverlangt. Das große Genie, wenn man es denn so bezeichnen möchte, der originalen Grindhouse-Filme der 70-er und 80-er Jahre lag ja gerade darin, dass sich die sparsamen 70 bis 80 Minuten so anfühlten wie zwei oder mehr Stunden. Dies lag häufig an der erstaunlichen Inhaltsabstinenz bestimmter Subgenres - insbesondere dem Biker und Motor-Kult Genre, dem sich Tarantino in seinem Segment "Death Proof" vergeblich versucht anzunähern. Ein völliges Versagen muss Tarantino und Rodriguez allerdings in der Nacktheits-Abteilung attestiert werden. Das preiswerteste und meistgenutzte Gut des Exploitation-Genres, nackte Tatsachen, sind in beiden Filmen einfach nicht vorhanden und werden komplett auf die wirklich brillanten Fake-Trailer abgewälzt. Dass diese bereits ein wunderbares Eigenleben bekommen haben, zeigen die tatsächlichen Verfilmungen von "Machete" und dem Publikumswettbewerb-Trailer "Hobo with a Shotgun".
Doch kommen wir zur Hauptattraktion des Abends: das "Grindhouse" besteht aus den kürzeren Fassungen der bei uns nur einzeln und in voller Länge veröffentlichten Filmen "Planet Terror" (Rodriguez) und "Death Proof". In diesem Fall heißt kürzer allerdings besser (Schnittbericht siehe hier). Für Rodriguez "Planet Terror" fallen die Unterschiede auch kaum ins Gewicht, da der Film tatsächlich eine große Party-Veranstaltung geworden ist und seinen Exploitation-Auftrag vollkommen erfüllt.Rodriguez Idee war es, den Zombie-Film zu machen, den John Carpenter zwischen "Die Klapperschlange" und "Das Ding aus einer anderen Welt" gemacht hätte - einschließlich satirischem politischem Kommentar! Herausgekommen ist ein wilder Ritt im Rodriguez-Stil, der keine Gefangenen macht. Als in einem verschlafenen Nest ein vom Militär entwickeltes Nervengas Menschen in blutrünstige Zombie-Mutanten verwandelt, versucht eine kleine Gruppe Überlebender, dem Horror zu entkommen. Vollgestopft mit irrsinnigen Einfällen, wobei das Signatur-Motiv Rose McGowans Stripperin mit einem Maschinengewehr-Bein bleibt, und herrlichen Gastauftritten (u.a. Bruce Willis und natürlich Quentin Tarantino) bleibt kaum Zeit zum Luftholen. Zwischen wilden Ballereien und Fluchtaktion, bleibt Rodriguez genug Zeit, um seinen skurrilen Figuren genügend Leben einzuhauchen, dass man enormen Spaß an ihren Missgeschicken entwickelt.
Dies ist leider etwas, das Tarantino in "Death Proof" nicht gelingen mag. Im Großen und Ganzen scheitert Tarantino hier an sich selbst, denn die eigentliche Idee ist großartig: Stuntman Mike (Kurt Russel übertrifft sich hier wieder selbst!) ist ein psychotischer Frauenkiller, der seine Opfer aber nicht mit dem Messer, sondern mit seiner aufgemotzten Stuntkarre ins Jenseits schickt. In "Death Proof" begleitet der Zuschauer ihn auf zwei seiner Jagden, wobei eine davon seine Letzte sein wird. Statt sich ganz im "Maniac"-Stil auf seine eigentliche Hauptfigur Stuntman Mike zu konzentrieren, verzettelt sich Tarantino im oberflächlichen wie langweiligen Geschnatter von zwei Frauengruppen, die jeweils auf ganz unterschiedliche Weise eine Party veranstalten. Während sich die Freunde von Radio DJane Jungle Julia (Sidney Poitier) in einer Bar volllaufen lassen, bekommen die Stunt-Mädels um Zoe Bell (Bell spielt sich selbst!) bei einem gefährlichen Auto-Spiel auf der Straße Besuch von Stuntman Mike.
Leider ist "Death Proof" selbst in der kurzen "Grindhouse"-Version immer noch zu lang. Das episodenhafte und größtenteils vollkommen belanglose Geschwafel der Damen in pseudo-coolen Tarantino-Versen führt leider nirgendwo hin und lässt auch wenig Sympathie für die Protagonistinnen aufkommen. Vergleichbar ist dies mit einer Party, auf der man als einzig Nüchterner das betrunkene Party-Geschwafel bei vollem Bewusstsein miterleben muss. Eben eine Erfahrung, die man möglichst vermeiden sollte. Als Meta-In-Joke geht dies vollkommen auf Kosten des Zuschauers. Irgendwo gibt es in "Death Proof" sicherlich einen guten 70 Minuten Film, für den Tarantino den Mut gehabt haben sollte, sich selbst ordentlich zu kürzen.

BILD

Grindhouse

Im Gegensatz zu den Einzel-Erscheinungen ist das komplette "Grindhouse"-Feature im anamorphen 2.35:1 Widescreen-Format. Die Bildqualität ist entsprechend der Vorlage absichtlich hübsch hässlich geraten, da künstlich Verunreinigungen, Laufstreifen und Defekte in den Film eingebaut wurden. Hier ist "Planet Terror" allerdings deutlich stärker betroffen als "Death Proof". Schärfe und Kontrast variieren teilweise erheblich. Dennoch lässt sich ein deutlich gesteigerter Detailgrad zur DVD ausmachen. Auch die Farben kommen hier wesentlich besser zur Geltung und lassen auch die absichtlich verwaschenen Sequenzen fast richtig aussehen. Ein besonderer Zugewinn ist der gesteigerte Schwarzlevel, der einen hohen Detailgrad liefert. Die Kompression bleibt unauffällig und hält das Bild entsprechend stabil. Gut.

TON

Grindhouse

Tontechnisch kann der volle DTS-HD-MA 5.1 die komplette Soundstage sehr gut bedienen. Angefangen vom eingängig unheimlich an John Carpenter erinnernden Soudntrack von Rodriguez bis zu den zahlreichen Rock-Einsprengseln wird die Dynamik und auch die Soundstage voll ausgefahren. Neben dem krachenden Motorensound aus "Death Proof", der mit einer ordentlich Portion Tiefbass auftrumpfen kann, erhält "Planet Terror" durch zahlreiche direktionale Effekte ein erhöhtes Shock-Value. Die Dialoge sind gut im Centerkanal verstaut und fügen sich gut in die restliche Soundkulisse ein. Ebenfalls gut.

EXTRAS

Für die Doppelscheibe wurden tatsächlich alle Extras bemüht, die sich zum "Grindhouse" finden ließen. Nicht nur sämtliches bisher erschienenes Extramaterial zu den Einzelfilmen "Planet Terror" und "Death Proof" wurden für das Set zusammengestellt, sondern auch noch neues Material ausgebuddelt. Besonders erfreulich ist natürlich die nachgereichte "10 Minute Cooking School" in der Rodriguez sein eigenes "Texas BBQ"-Rezept preisgibt. Dazu gibt es auch noch die ungekürzten, verlängerten Trailer-Versionen von Rob Zombies "Werewolf Women of the SS" und Edgar Wrights "Don't" samt Mini-"Making of"s und Audiokommentaren(!). Ebenfalls zu schauen gibt's den "Grindhouse"-Trailerwettbewerb Gewinner "Hobo with a Shootgun" sowie den echten Trailer zur Kinoversion mit Rutger Hauer.

Auf der ersten Filmdisc gibt es zum Segement "Planet Terror" den bereits erschienen Audiokommentar von Robert Rodriguez zui hören, der wie immer brillant und in Hochgeschwindigkeit über die Entstehung des Projekts und die zahlreichen filmischen Kniffe plaudert, die er für den Film benutzt hat. Wieder ein großartiger Track, der auch für nicht Filmbuffs viel Spaß bringt.
Wie bei "Sin City" gibt es auch wieder einen Audiotrack mit den Publikumsreaktionen von einem Screening in Austins Alamo Drafthouse zu hören.
Ein weiteres lustiges Feature ist die "Jukebox-Funktion", in der separat die Songs innerhalb des Films aufgerufen werden können.

Auf der zweiten Disc befinden sich sämtliuche Featurettes und das Werbematerial zu den Filmen, die jeweils in separaten Sektionen ("Grindhouse", "Planet Terror" und "Death Proof" angewählt werden können.
Unter ""Grindhouse" befinden sich die Werbematerialen zu "Grindhouse" und Featurettes zu den Fake-Trailern des Films. Zusätzlich sind hier ebenfalls der "Comic Con 2006"-Auftritt von Rodriguez und Tarantino und ein gemeinsames New York Times Interview zu finden.
Neben den Werbematerialen bietet "Planet Terror" hier die bereits auf DVD erschienen sechs Featurettes zum Film, die einen sehr guten Blick hinter die Kulissen werfen. Einzig neu ist die bereits erwähnte "10-Minute Cooking School" mit Rodriguez, die wieder einmal Appetit auf mehr macht.
Auch für "Death Proof" wurden die bisher erschienen Featurettes komplett übernommen und geringfügig ergänzt. Es gibt zwei kurze neue Featurettes die sich mit Kurt Russel und Zoe Bell beschäftigen. Dazu gibt es ebenfalls noch einen weiteren Trailer für die Zoe Bell Dokumentation "Double Dare" sowie verlängerte Versionen von zwei Musikstücken aus dem Film zu sehen und hören.
Für beide Filme gibt es zudem extensive Poster-Galerien mit den zahlreichen unterschiedlichen Motiven zu entdecken.

FAZIT

Gar doch noch ein Wunder: ungeschnitten und ungeniert erscheint das originale "Grindhouse"-Doppelprogramm, so wie Rodriguez und Tarantino es konzipiert hatten, doch noch in Deutschland. Die Doppelscheibe von Universum ist über jeden Zweifel erhaben und bietet eine tödliche Ladung an Extras. Also schnell Gummi auf dem Pflaster lassen, um das echte "Grindhouse" zu erleben. Pflichtprogramm!



Kay Pinno