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REVIEWS



Eddie the Eagle   

Eddie the Eagle
    
Original: Eddie the Eagle   (GB/USA/Deutschland, 2015)
Laufzeit: 105 Min. (PAL)
Studio: 20th Century Fox HE
Regie: Dexter Fletcher
Darsteller: Taron Egerton, Hugh Jackman, Christopher Walken, Iris Berben
Format: 2.39:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD 5.1 (Deutsch, Englisch)
Untertitel: Deutsch, Englisch
Extras: 3 Making ofs
Preis: ca. 13 Euro
Wertung: 2 / 2-/ 2 (Bild/Ton/Extras)


"Ein unerschütterlicher Optimist"

Ältere Semester erinnern sich an einen etwas verrückten Briten, der unbedingt Skiflieger werden wollte und 1988 das Olympiapublikum begeisterte. Sein Flugstil war sicher unorthodox und gewöhnungsbedürftig, die Tatsache aber, dass er seinerzeit zwei letzte Plätze belegte, beweist immerhin, dass er seine Flüge überlebt hat. Eddie, oder Michael Edwards, so sein bürgerlicher Name, war der große Publikumsliebling, auch wenn die Sportwelt eher verächtlich auf den Briten herabblickte: Da nahm doch einer an Olympia der Teilnahme wegen teil, ein Amateur! Einfach so, wegen eines archaischen Gedankens namens „Olympischer Geist“. Einen Geist, an den sich in Zeiten von Staatsdoping und der totalen Kommerzialisierung nur noch die bereits erwähnten älteren Semester erinnern dürften. Lustig ist übrigens, dass die Macher des Filmes viele Olympiasymbole nicht verwenden durften. Man achte in diesem Film auf die Darstellung der olympischen Ringe an den Skischanzen. Da bekommt der Zuschauer zwei Doppelringe zu sehen und nicht die fünf Ringe der echten olympischen Flagge. Und auch anderen Stellen werden die Ringe nicht in ihrer Originalanordnung präsentiert.
Dem Original entspricht auch nicht die Geschichte dieses Filmes. Sie ist an den tatsächlichen Geschehnissen angelehnt. So viel Spoiler darf sein: Im Film etwa hat es Eddie vor allem deutscher Gründlichkeit zu verdanken, nach einem verpatzten Flug doch noch zu Olympia fahren zu dürfen. Das steigert die Spannung. Der Held scheitert – doch dann geschieht das Wunder! In Wahrheit hat sich Eddie Edwards ganz regulär qualifiziert. Sein Qualifikationssprung soll zwar ziemlich mies gewesen sein – doch er fiel nicht auf seinen Po. Und mehr brauchte er für die Qualifikation nicht, stand dem britischen Team doch ein Startplatz zu – und fehlte es Eddie an einem Konkurrenten...
Egal: EDDIE THE EAGLE ist auf jeden Fall eine Feel-Good-Komödie, die eine herzliche Außenseiterstory mit Humor, Augenzwinkern und einer gehörigen Portion unerschütterlichem Optimismus erzählt. Der Film beginnt 1973 und Eddie ist ein Junge, den man als Kauz bezeichnen könnte. Unerschütterlich in seinem Optimismus, aber auch ein Träumer, der sich die Realität so hinbiegt, wie er sie sehen möchte. Dass er darüber hinaus ein Bein nicht richtig bewegen kann... Das wächst sich raus! Während ihn seine Mutter unerschütterlich unterstützt, sieht sein Vater in seinem Ziel – eines Tages bei Olympia zu starten – eine Spinnerei. Doch Eddies Bein heilt tatsächlich. Er lernt Ski zu fahren und träumt von Olympia. Als es mit seinem Traum einer alpinen Teilnahme nicht klappt – beginnt er eben das Skispringen. Er reist nach Oberstdorf und steigt auf eine Schanze. Einfach so. Was ihm fast das Genick bricht. Doch Eddie ist auf seine Art und Weise ein Glückskind. Da ist die deutsche Hotelbesitzerin Petra (dargestellt von Iris Berben!), die ihm für ein paar Hilfsdienste freie Kost und Logis gewährt. Und da ist Bronson Peary, der Platzwart, ein abgehafteter Amerikaner, der in Deutschland hängen geblieben ist, nachdem seine Skiflugkarriere endete. Er war, wie sich herausstellt, ein ziemlich arroganter Sack, der mit allerlei Eskapaden seine vielversprechende Karriere zerstört hat. Dieser Bronson, dargestellt von Hugh Jackman, nimmt sich Eddies Traumes an.
Zwar hat es diesen Bronson nie gegeben, tatsächlich hatte Eddie Edwards zwei Trainer namens Chuck Berghorn und John Viscome, dramaturgisch aber macht diese Figur Sinn. Bronson ist der Typ von Sportler, der alles hätte erreichen können, dem es aber letztlich an jenem Geist gefehlt hat, den Eddie doppelt und dreifach mitbringt. Indem er Eddie unter die Arme greift, wird dieser Geist auch für den Zuschauer verständlich.
Natürlich gibt es böse Olympia-Funktionäre, die fürs Eddies Traum nicht viel Verständnis übrig haben, da sind die missgünstige Mitolympioniken, die ihn am liebsten von Olympia ausschließen würden. Was Eddie jedoch nichts anhaben kann. Einer wie er kann vielleicht auf die Klappe fallen. Aber aufgeben würde einer wie Eddie nun wirklich nicht.

BILD

Eddie the Eagle

Keine Frage, das Bild ist dem Film angemessen. Die Vorlage ist absolut fehlerfrei und weist keine Verunreinigungen auf. Messerscharf und im Kontrast gut ausbalanciert taucht bei Kamerabewegungen kein Zeilenflimmern oder ähnliches auf. Die Farben sind sehr gut, etwas zu scharf vielleicht, schließlich spielt der Film hauptsächlich 1988 – im Zeitalter der Cremefarben. Bildelemente werden bei dunklen Szenen nicht verschluckt, aber eine ganz, ganz leichte Blockbildung ist hier und da zu erkennen. Doch keine Panik: Der Film spielt zu 95 Prozent im Tageslicht, da fällt diese kleine Nachlässigkeit nicht weiter ins Gewicht.

TON

Eddie the Eagle

Der Ton hätte alles in allem etwas mehr Wumms vertragen können. Das soll nicht heißen, dass er schlecht abgemischt ist. Die Stimme kommen schön aus der Mitte, der Rest klingt klar und ist frei von Störungen. Da ist nichts dumpf oder übersteuert, rechts ist rechts, links ist links. Nein, das ist alles technisch einwandfrei. Doch gerade bei den großen Springen in Calgary, bei den Spielen von 1988, da fehlt es an Atmosphäre, an jenem Gefühl, dass dort tatsächlich einige Tausend Menschen an der Schanze stehen und einem Eddie zujubeln, weil er mehr als nur ihr Liebling ist. Er ist der fleischgewordene Traum von Olympia. Der Ton wirkt in diesen Momenten viel zu ruhig, als käme er aus einer Konserve, die geöffnet wird, wenn man mal einen Stadionton braucht. Technisch ohne Makel, aber ohne wirklichen Pfiff. Hier wäre mehr möglich gewesen, etwas Krachenderes, Aufrüttelndes.
Apropos Ton: Der Soundtrack ist auf jeden Fall ein Knüller, der eine Bonus-CD verdient hätte. Tatsächlich besteht die Musik aus drei Komponenten.
1.)Der Vangelis-Hommage. Wenn Eddies Traum von Olympia thematisiert wird, nutzt Filmkomponist Matthew Margeson Klangimpressionen von Vangelis’ Soundtrack zum Olympiadrama CHARIOTS OF FIRE von 1981, das gleichfalls vom Traum von Olympia berichtete. Nur zu einer anderen Zeit, unter anderen Voraussetzung (und vor allem ohne Humor). Er ist so nah am Original dran, dass die Anleihen klar erkennbar sind. Gleichzeitig ist er so weit vom Original entfernt, dass er kaum eine Plagiatsklage fürchten muss.
2.)Der normale Soundtrack: Matthew Margeson greift hier auf orchestrale Standards zurück.
3.)Der 80s-Soundtrack – der teilweise gar nicht aus den 80ern stammt. Einige Songs hat Gary Barlow für den Soundtrack im Stil der 80er geschrieben. Der Höhepunkt: Ein von Barlow verfasster Song für Holly Johnson, den er mit ihm zusammen im Duett intoniert.

EXTRAS

Die Extras sind für einen Film dieser Art angemessen.
Am Anfang steht eine Doku, die sich an der Dramaturgie des Filmes entlanghangelt und unter anderem den echten Eddie the Eagle zu Wort kommen lässt. Ausgewählte Szenen werden von Autoren, Darstellern und Michael Edwards kommentiert. Das geht zwar nicht sonderlich tief ins Detail, ist aber recht unterhaltsam.
In einer zweiten Doku wird das Verhältnis des Film-Eddies zu seinem Film-Trainer beleuchtet. Einigen Szenen des Filmes werden mit zuvor vor weißer Wand entstandenen Screen-Tests verglichen. Man könnte dieses Extra ein „Making of the emotions“ nennen.
Im dritten Extra geht es dann natürlich um die Skiflüge, die allesamt in Oberstdorf gedreht worden sind. Dabei bekommt man tatsächlich Doppelflüge zu sehen, eine Seltenheit im Skispringen. Wenn nämlich Taron Egertons Sprungdouble die Schanze verließ, folgte ihm nicht selten ein zweiter Springer mit Helmkamera. Alle Flüge im Film sind echt, verrät das Making of. Auch jene, in denen man Eddie – Taron Egerton - von vorne fliegen sieht. Allerdings wurde Taron Egertons Gesicht auf das Gesicht des echten Springers kopiert. Die Flüge sind echt. Von den Gesichtern hat niemand gesprochen...
Also ehrlich: Man darf heutzutage wirklich nichts glauben, was man auf der Leinwand sieht.

FAZIT

EDDIE THE EAGLE ist eine typisch britische Feel-Good-Komödie, die den Grundauftrag des Komödiengenres, den Zuschauer 100 Minuten lang bestens zu unterhalten, mit Bravour und Können erledigt. Die DVD ist dem Film angemessen, trotz der erwähnten, aber nur geringfügig ins Gewicht fallenden Kritikpunkte.



Christian Lukas