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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Sie nannten ihn Mücke   (BLU-RAY)

Sie nannten ihn Mücke
    
Original: Lo chiamavano Bulldozer   (BRD / Italien, 1978)
Laufzeit: 100 Min. (1080p)
Studio: Universum
Regie: Michele Lupo
Darsteller: Bud Spencer, Raimund Harmstorf, Ottaviano del Aqua, Joe Bugner, Riccardo Pizzuti, Claudio Ruffini u.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS-HD 2.0 Deutsch, Italienisch
Untertitel: Deutsch
Extras: Italienische Langfassung, Trailer
Preis: ca. 15 €
Wertung: 2-/ 3 / 2 (Bild/Ton/Extras)


"Mücke ist der Stürmer!"

Mit seinen Solo-Projekten hatte Bud Spencer in den 70er Jahren bereits die Erfahrung gemacht, dass der deutsche Markt für ihn ein absolutes Heimspiel ist. Die Zusammenarbeit mit dem deutschen Produzenten Horst Wendlandt und unserem deutschen Synchron-Papst Rainer Brandt war besonders nach den Erfolgen der "Plattfuss"-Filme eine sichere Bank. Gemeinsam entschloss man sich 1978 inhaltlich neues Terrain zu erobern und - sicher auch inspiriert von Sylvester Stallones Underdog-Erfolgsstory von "Rocky" - Bud Spencer auf den Sportfilm los zu lassen.
"Sie nannten ihn Mücke" vereint dabei Bud Spencers klassische Screen-Persona, die hier allerdings eine angenehme Wendung erfährt und sogar eine kleine Entwicklung durchmacht: Der Italo-Amerikaner "Mücke" (Bud Spencer) war einst Football-Profi, der mit dem professionellen Sport aber endgültig abgeschlossen hat. Als Fischer-Kapitän fristet er nun friedlich sein Dasein in Neapel. Ein Unfall mit einem U-Boot(!) zwingt den Eigenbrödler aber ins Trockendock und an Land. Dort begegnen ihm in der lokalen Hafenkneipe eine Gruppe von Straßenjungs aus dem Viertel, die regelmäßig aber zumeist erfolglos versuchen, die vor Ort stationierten amerikanischen Soldaten unter der Führung des rabiaten Seargent Kempfer (Paraderolle für Raimund Harmstorf) auszunehmen. Die daraus ständig resultierenden Prügeleien sollen aber zukünftig nur noch auf dem Football-Spielfeld entschieden werden. In der Not wenden sich die herausgeforderten Jungs an ihre "Mücke", damit er sie trainiert, um gegen die amerikanischen Profis bestehen zu können. Doch der alte Football-Profi muss nicht nur gegen schlappe Muskeln, freche Bengels, lokale Kleinkriminelle sondern auch gegen seine eigene Überzeugung kämpfen. Als sich herausstellt, dass die Amerikaner mit unfairer Härte zur Sache gehen, packt die "Mücke" ihren Stachel wieder aus.
Was "Sie nannten ihn Mücke" unter den Solo-Filmen von Bud Spencer hervorstechen und zu einem kleinen Meisterwerk werden lässt, ist die in jeder Sekunde pürbare Spielfreude die die gesamte Besetzung an den Tag legt. Regisseur Michele Lupo, der bei "Mücke" erstmals mit Bud Spencer zusammenarbeitete und danach seine letzten vier Filmen mit ihm bestritt, leistete ganze Arbeit beim Casting: das komplette Spencer-Hill Stunt-Team (Pizzuti, Ruffini,Pazzafini u.a.) ist hier angetreten und Ottaviano dell'Acqua erhält hier erstmals eine Hauptrolle als sympathisch flinker Straßenräuber Gerry. Dazu kommt auch noch das Schauspiel-Debüt von Euro-Box-Champion Joe Bugner, der hier als bulliger Schläger Orso erstmal austeilen und dann auch ordentlich einstecken muss.
Die Hafen-Kids schießen jedoch den Vogel richtig ab: Flaschenbeißer Nando Paone, Marco Stefanelli als Anführer Tony alias "Vanille", Hobby-Langfinger "Spitz" (Giovanni Vettorazzo) und Blasrohr-Profi und Tanksauger Enzo Santanielle (wurde einst prominent als jüngstes McBane-Kind von Henry Fonda in "Spiel mir das Lied vom Tod" erschossen!) bilden eine ansteckende Spaßgemeinschaft von lustigen Underdogs, die durch Mücke und den Sport den richtigen Ansporn bekommen. Sie stellen plötzlich wirklich etwas auf die Beine, woran sie glauben können, und lernen auch etwas über das Leben und die Bedeutung von Freundschaft.
Die deutsche Fassung wartet zudem mit einer Granatensynchronisation von Rainer Brandt auf, der eben auch als Autor zu Recht einen Credit bekommt. Nicht nur der geniale Kniff, den im Orignal sinnvoll "Bulldozer" benannten Bud Spencer in "Mücke" umzutaufen, sondern dies auch noch im Dialog zu thematisieren gehen auf sein Konto: "Ich würde gerne mal wissen warum man dich Mücke nennt?", fragt der geläuterte Schläger Orso seinen neuen Mentor. - "Wahrscheinlich weil ich wie ein Insekt vor nichts zurückschrecke! Wenn ich zusteche, dann gibt's Beulen!" - Amen und Autsch! Auch Mückes Moralbeichte an Vanille ist an geradliniger Ehrlichkeit und ernst gemeintem Pathos nicht zu toppen:"Das ist mein Laster - ein Unangenehmes. Eigentlich noch schlimmer als das Rauchen: ich glaube an das Gute, an die Fairness. Ich hab die Schnauze voll! Heute zählen doch nur noch faule Tricks!"
"Sie nannten ihn Mücke" hat ein mächtig großes Herz am richtigen Fleck. Dazu kommt auch noch eine exzellente Portion Action, einschließlich eines richtig gut inszenierten Football-Finales und natürlich den legendären Armdrückszenen in der Hafenkneipe "La Galeona". Nicht unerwähnt bleiben darf natürlich auch der wieder einmal stimmige Soundtrack der Gebrüder de Angelis alias Oliver Onions: der Titelsong "Bulldozer" ist ein Ohrwurm, den man nur schwer los wird.

BILD

Sie nannten ihn Mücke

Die "Mücke" erstrahlt auf Blu-ray in herrlich neuem Glanz: bei den ersten Szenen mit dem U-Boot sollte sich niemand erschrecken, da hier alles noch etwas grobkörnig und matschig aussieht. Nachdem die Titelsequenz losfetzt, beginnt sich das anamorphe Bild (2.35:1) von seiner guten Seite zu zeigen. Dennoch: die Vorlage wurde nicht großartig restauriert, so dass sich schon deutliche Alterserscheinungen zeigen. Bildpunkte und paar kleinere Verunreinigungen sind noch vorhanden. Auch das Filmkorn ist dauerhaft, aber nicht übermäßig präsent. Schärfe und Kontrast kommen deshalb selten über ein solides Mittelmaß hinaus. Die Farben sind solide und teilweise sogar recht kräftig. Der Schwarzlevel kann dabei nicht immer ganz mithalten und offenbart manchmal im Randbereich eine leicht milchiuge Tendenz. Insgesamt verleihen diese Parameter der Blu-ray aber einen herrlichen Vintage-Filmlook, der tatsächlich nach originaler Filmkopie in gutem Zustand aussieht. Fest steht, dass "Sie nannten ihn Mücke" niemals besser im Heimkino aussah und auf Blu-ray eine absolut würdige Umsetzung gefunden hat.

TON

Sie nannten ihn Mücke

Der deutsche und italienische Ton liegen im DTS-HD2.0 Format vor und sind gut aufgeräumt worden. Trotzdem ist dem deutschen Ton sein Alter ein wenig anzumerken. Die Dialoge, besonders in der Hafenkneipe, sind teilweise leicht übersteuert und knistern bei den Zischlauten ein wenig. Dies war allerdings auf allen bisher veröffentlichten Heimkinofassungen der Fall. Insofern wird das vorhandene Material so gut abgebildet, wie es die Originalaufnahmen zulassen. Dafür knallt die Musik von Oliver Onions umso besser und auch Buddys Einschläge haben ordentlich Power. Insgesamt ist die Soundkulisse sehr homogen und betonen an den richtigen Stellen die Soundeffekte: bestes Beispiel ist das kleine Geplänkel zwischen Bud Spencer und Raimund Harmstorf auf dem Militärplatz: wenn Buddy Raimund sein "Ei gegen die Schiene nagelt", dann erbebt die Erde als Buddy seinen Fuß niederschmettert, um dem Football eine Kule zu graben. Der Italienische Ton kommt etwas unaufgeregter aber auch ein wenig dumpfer daher. Dafür sind ide Dialoge etwas weicher. Insgesamt eine solide Umsetzung für eine alte Synchronfassung.

EXTRAS

Das große Extra auf der Blu-ray von "Sie nannten ihn Mücke" ist die ungeschnittene italienische Langfassung des Films. Diese liegt "nur" Standardauflösung vor, aber hat immer noch ein um Lichtjahre besseres Bild als die alte deutsche DVD aus dem Hause Paramount. Die zusätzlichen Szenen im Film, immerhin knapp 13 Minuten (Schnittbericht siehe hier), wurden im italienischen Ton belassen und mit deutschen Untertiteln versehen. Eine wirklich gelungene und Überfällige Zugabe. Ansonsten ist nur noch der originale Kinotrailer und eine Trailer-Sammlung von anderen Bud Spencer Filmen vorhanden.

Ein tolles Extra, das den Hauptfilm betrifft und im eigentlich Sinn kein Extramaterial darstellt, ist der originale deutsche Vorspann, der tatsächlich den Hauptfilm ziert! Viel zu oft verschwinden die originalen deutschen Titelsequenzen von Filmen oder werden nur als schlechte Videokopien separat im Extramaetrial gezeigt. Bei der "Sie nannten ihn Mücke" Blu-ray handelt es sich tatsächlich somit um die originale und komplette deutsche Kinofassung samt Vor- und Abspann. Ein großer Applaus für Universum, dass eben auch dieses kleine Detail beachtet wurde.

FAZIT

"Sie nannten ihn Mücke" auf Blu-ray ist ein Triumph: die Bildqualität schafft eine gute Balance zwischen HD-Detail und Vintage-Look. Obendrein gibt es auch noch die italienische Langfassung von "Sie nannten ihn Mücke" als separates Extra. Ein echter Touchdown für Team "Mücke": das Upgrade ist hier absolut verpflichtend!



Kay Pinno