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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Mein Name ist Nobody HD   (BLU-RAY)

Mein Name ist Nobody HD
    
Original: Il mio nome è Nessuno   (Italien, 1973)
Laufzeit: 115 Minuten (1080p)
Studio: Tobis / Universum
Regie: Tonino Valerii / Sergio Leone
Darsteller: Terence Hill, Henry Fonda, Jean Martin, R.G. Armstrong, Antoine Saint-John u.v.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS-HD 2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch
Extras: 2 Dokumentationen, Trailer
Preis: ca. 17 €
Wertung: (1-*)/ 3-/ 3+ (Bild/Ton/Extras)


"Nobody does it better!"

Nach seinem in Europa höchst erfolgreichen Abgesang auf den alten Westen mit “Spiel mir das Lied vom Tod” glaubte der italienische Großmeister Sergio Leone mit seinem Western-Latein am Ende zu sein. Schließlich verloren auch die Kinozuschauer nach einer unglaublichen Flut von Italo-Western im Kino die Lust an verstaubten Kerlen in langen Mänteln, die als Reisende in Sachen Blei auf Pferderücken unterwegs waren. Erst Enzo Barboni konnte 1971/72 mit seinen beiden “Trinity”-Filmen (betitelt nach Terence Hills Figur im Original) noch einmal die Gunst des Publikums für den Western erwärmen - und zwar mittels einer kräftigen Portion Humor (ein Rezept, dass später auch beim Eastern erfolgreich recycelt werden sollte!). Bei uns unter den Titeln “Die rechte und die linke Hand des Teufels” und “Vier Fäuste für ein Halleluja” erschienen, räumten diese respektlosen Verhohnepiepelungen der gängigen, knallharten Italowestern-Klischees an der Kinokasse ordentlich ab. Zusammen mit dem ebenfalls 1972 entstandenem “Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle” wurden Spencer-Hill so endgültig zu großen Kassenmagneten und zu dem prügelfesten Duo, dass wir ihren Namen in Verbindung bringen. Diesen “Affrond” konnte und wollte Leone wohl nicht auf sich sitzen lassen. Schließlich erkannte er die Möglichkeiten von Terence Hills schnodderig lässiger Trinity-Figur und wollte quasi seinen eigenen postmodernen Western drehen - allerdings nicht in Eigenregie! Wo er schon zuvor bei “Todesmelodie” noch vergeblich einen anderen Regisseur suchte, setzte er sich mit seinem Plan, einen Erfüllungsgehilfen zu finden, bei “Mein Name ist Nobody” durch: sein ehemaliger Regieassistent Tonino Valerii nahm auf dem Regiestuhl Platz, während Leone im Hintergrund die Fäden der Produktion in der Hand hielt. Doch der Altmeister übernahm durch Produktionsengpässe und eine vermeintlich aufkeimende Konkurrenz zwischen ihm und Valerii wohl auch vor Ort das Kommando. Bis heute ist immer noch nicht klar, wieviel Anteile von Leone bzw. Valerii in dem Film stecken. Stilistisch ist der Streifen auf jeden Fall ein Leone-Film geworden. Allein die epische Anfangssequenz, in der ein paar Killer dem alternden Revolverhelden Jack Beauregard (Henry Fonda) eine Falle in einem Barbierladen stellen, ist großartig und eine gelungene Variation von “Spiel mir das Lied vom Tod”. Beauregard ist schließlich auf der Suche nach seinen alten Weggefährten, um seinen Anteil aus den Beutezügen vergangener Tage einzufordern. Dabei stellt er allerdings fest, dass nicht nur ihm die Männer der sogenannten “Wilden Horde” auf den Fersen sind. Dazu macht er noch die Bekanntschaft des seltsamen Nobody (Terence Hill), der anscheinend ganz genau über Jacks dunkle Vergangenheit Bescheid zu wissen scheint. Schon bald kreuzen sich die Wege von Nobody und Jack immer öfter, während die blauen Bohnen um sie herum ebenfalls immer tiefer fliegen. Die eigentliche Hintergrundgeschichte, was die Bösewichte treiben und warum sie Jack Beauregard erledigen wollen, bleibt in “Mein Name ist Nobody” eher unwichtig im Hintergrund. Das Aufeinandertreffen zwei verschiedener Generationen von Revolverhelden (und Western-Typen) wird dafür konsequent bis zum Schluss ausgespielt. Terence Hill variiert gekonnt seine kecke Rolle aus den “Trinity”-Filmen und drückt damit dem Film ganz klar seinen Stempel auf. Die deutsche Synchronfassung tut schließlich ihr übriges dazu. Zusammen mit der wieder einmal hübsch verspielten Musik von Ennio Morricone ist “Mein Name ist Nobody” ein Klassiker, der trotz erzählerischer Unzulänglichkeiten den Zahn der Zeit gut überstanden hat.

BILD

Mein Name ist Nobody HD

ACHTUNG: Auf unserer Ansichts-Scheibe hat sich anscheinend ein Printfehler eingeschlichen: In unregelmäßigen Abständen "zuckt" der untere Bildrand relativ deutlich, ähnlich wie früher beim Auto-Tracking von Video-Bändern. Dieses Phänomen ist leider über den gesamten Film verteilt. Ob dies auf eine fehlerhafte Codierung oder tatsächlich auf einen fehlerhaften Transfer zurückzuführen ist, ist leider noch nicht bekannt. Wir nehmen Kontakt zu Tobis auf und berichten, was weiterhin geschieht.
Die nachfolgende Betrachtung ist also erstmal unter Vorbehalt veröffentlicht und bezieht sich rein auf die ansonsten festzustellende Bildqualität des Transfers.
Diesmal hat es Tobis richtig gemacht: "Mein Name ist Nobody" sieht auf Blu-ray fantastisch aus und man hat zudem die deutschen Titelsequenzen bewahrt. So muss man zuerst mal schlucken, wenn das Tobis-Logo erscheint und die ersten Bilder mit den deutschen Credits auftauchen. Nur für die Titeleinblendungen(!) hat man sich bei einem deutschen Master bedient, das schon ein paar deutliche altersbedingte Genrauchsspuren sowie weniger Schärfe und Detail bietet. Alles andere stammt aber von einem originalen und restaurierten Master, das bis auf sehr wenige Bildpunkte eine sensationelle Vorlage bietet. Schärfe und Kontrast sind absolut hervorragend und bieten einen enormen Detailgrad. Auch das Filmkorn ist in normalen Umfang vorhanden und sorgt für einen echten Film-Look. Die Farben sind kräftig und lassen den Eindruck entstehen, als ob der Film gestern gedreht worden wäre. Auch der Schwarzlevel kann locker mithalten und bietet ein richtig tiefes Schwarz, ohne dabei aber Details zu verschlucken. Die Kompression bleibt unsichtbar. Sehr gut.

TON

Mein Name ist Nobody HD

Der originale Mono-Ton wurden für die Blu-ray von "Mein Name ist Nobody" auf das DTS-HD-MA2.0 Format hochgerechnet. Sowohl der englische als auch der deutsche Ton wurden dafür ordentlich aufgeräumt und (im Falle der deutschen Synchro) restauriert. So kommen die Dialoge klar und deutlich aus dem Center, ohne das ein störendes Monorauschen den Genuss trügt. Dennoch hören sich die deutschen Dialoge aufgrund der schlechteren Ausgangselemente ein wenig flacher an als die Englischen und betonen, wie oft bei alten Tracks, die Zischlaute zu stark. Dazu ist der deutsche Track an wenigen Stellen ein wenig übersteuert. Am meisten fällt dies bei der Titelmelodie während der Credits auf, die sogar ein wenig ins Knarzen gerät. Surroundaktivität findet natürlich nicht statt. Ein ordentlicher Monotrack mit kleinen Mängeln.

EXTRAS

Tobis hat das Hauptmaterial der originalen "Mein Name ist Nobody"-Special Edition übernehmen können. Die Blu-ray hat die beiden originalen Dokumentationen mit an Bord: “Nobody’s Perfect” (ca. 72 Min.) fällt leider unangenehm durch seinen aufgesetzt reißerischen Charakter (dank eines recht enervierenden Erzählers) auf. Als filmhistorische Analyse von “Mein Name ist Nobody” greift die Featurette sehr viel auf das Buch “Something to do with death” von dem Leone-Experten Sir Christopher Frayling zurück. Leider bleibt die Betrachtung der Produktionsumstände dabei wenig differenziert und ist stark von der persönlichen Ideologie des Autors gefärbt. Auf Teufel-komm-raus soll dem Zuschauer ein ganz bestimmtes Bild von Leone und seinem Spätwestern aufgedrückt werden. Trotz allem ist die Dokumentation ein willkommener Beitrag, der vor allem durch die eingestreuten aktuellen Interviewsegmente mit Terence Hill, der natürlich sehr nostalgisch an die Zusammenarbeit mit Leone zurückdenkt, begeistern kann.

Hinter “Abgestaubt” (ca. 34 Min.) versteckt sich ein wirklich gelungener Rückblick auf die Entwicklung des Heimkinos in Deutschland (von Super 8 bis DVD) und den Prozess der Filmrestauration am Beispiel von "Mein Name ist Nobody". Leider gibt’s aber auch hier einen kleinen Dämpfer: über die konkrete (Hand-)Arbeit an den Filmnegativen wird kaum etwas gesagt.

Ausgespart wurden auf der Blu-ray leider folgende Extras, die sich noch auf der 2-Disc DVD von "Mein Name ist Nobody" befanden: Zwei Bildergalerien mit verschiedenen Postern, Lobbykarten, Promos und Presseberichten zu unterlegter Morricone-Musik, einen Clip der Super-8-Filmfassung (ca. 7 Min.) und einen seltenen, englischsprachigen Super-8-Werbefilm (ca. 17 Min.).

Dafür gibt es auf der Blu-ray sowohl den US-Trailer als auch den originalen deutschen Kinotrailer (gesprochen von Rainer Brandt), der auf der DVD noch fehlte, zu sehen.

FAZIT

Auf Blu-ray ist "Mein Name ist Nobody" ein echter Scharfschütze: trotz einer leicht beeinträchtigten Tonqualität ist der HD-Tranfer des Terence Hill Solo Western unter den Fittichen von Sergio Leone absolut gelungen und definitiv das Upgrade von DVD wert. ABER VORSICHT: aktuell scheint die Scheibe von Universum einen Printfehler zu enthalten, der den unteren Bildrand in unregelmäßigen Abständen "zucken" lässt. Eine Stellungnahme von Tobis/Universum steht noch aus.



Kay Pinno