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Kommissar X auf DVD

Kommissar X auf DVD

DER KOMMISSAR GEHT UM!


Kommissar X Box auf DVD


Noch bevor Professor Xavier seine Mutanten um sich scharte, sorgte bereits ein ganz anderer X-Mann für Gerechtigkeit auf den mit Verbrechen überquellenden Straßen. Entstiegen aus den Groschenroman-Heften des Pabel-Moewig-Verlags sollte Jo Louis Walker, besser bekannt als "Kommissar X", Mitte der 60-er Jahre den Sprung auf die große Leinwand schaffen. Wäre der eigentliche Privatdetektiv tatsächlich ein Mutant gewesen, dann wären seine besonderen Fähigkeiten als Frauenmagnet und kompromissloser Draufgänger auf einen genetischen Defekt zurückzuführen gewesen. Doch scheinbar gehören diese Attribute zum Detektivsein wie der gute Riecher und das aufdringliche Naturell zum Journalisten.
An seiner Seite kämpft – zumeist unfreiwillig und besonders cholerisch – der Chef der New Yorker Mordkommission Captain Tom Rowland. Auf über 1700 Hefte brachten es die beiden Haudegen im Kampf gegen das (nicht immer gut) organisierte Verbrechen, der auf dem Papier anno 1992 schließlich enden musste.
Sicherlich angespornt vom Erfolg der ersten JAMES BOND Filme, aber vor allem den in Deutschland populären JERRY COTTON Verfilmungen, kam einem Produzenten wie Theo Maria Werner schnell der Gedanke, einen weiteren erfolgreichen Trivialliteratur-Kommissar ins Kinorennen zu schicken.

Für die Hauptrollen guckte sich die Produktion ein Duo aus, das Stunt-Erfahrung und bereits in anderen deutschen Filmproduktionen zusammengearbeitet hatte. Charmebolzen Tony Kendall (Deckname Luciano Stella) und der kantige Brad Harris schienen die richtige Chemie zu besitzen, um die angespannte aber immer tief freundschaftliche Beziehung der beiden Ermittler zu verkörpern. Zusammen hatten Harris und Kendall bereits in DIE FLUSSPIRATEN VOM MISSISSIPPI und DIE SCHWARZEN ADLER VON SANTA FE vor der Kamera gegen Cowboys bzw. Indianer gekämpft.

Gianfranco Parolini bei DVDrome.com


Klar an der Bond-Formel orientiert, pfiff man allenthalben darauf, dass KOMMISSAR X hauptsächlich in New York den Gangstern nachstellte. Schließlich muss der Mann ja mal Urlaub machen – das Verbrechen aber natürlich nicht. Und so muss Jo Walker hauptsächlich unter der Regie von Frank Kramer (Deckname Gianfranco Parolini) in den insgesamt sieben (von eigentlich 15 geplanten!) Filmen zwischen Palmenstränden, Bikinimädchen und anderen malerischen Kulissen doch immer wieder blauen Bohnen ausweichen.
Um auch seinen "Partner" aus New York einzufliegen, war man sich für keinen Einfall zu schade. Von Besuchen bei Selbstverteidigungsseminaren bis zu internationalen Botendiensten, bei denen LSD als legitimes Verteidigungsmittel (im Trinkwasser der Gegner soll die Moral und die physische Widerstandsfähigkeit untergraben werden!) transportiert wird, kommen sich Rowland und Walker immer wieder ins Gehege.
Dass sich die Schelme dabei nichts gönnen, zeigt bereits die irrsinnige Verfolgungs- JAGD AUF UNBEKANNT – dem ersten Kommissar X (oder kurz KX) Film aus dem Jahr 1966. Jo Walker hetzt dem (noch unbekannten) Rowland in einem Auto hinterher. Die Höllenfahrt endet am Hafen wo sich KX und der New Yorker Bulle ein kurzes aber unerbittliches Duell liefern. Doch bevor es richtig ernst wird, entpuppt sich die vermeintliche Hatz als fiese Wette – und die Sticheleien der beiden Vollblut-Machos (hübsch gesprochen von Rainer Brandt und Gert-Günter Hoffmann) gehen erst richtig los. Als lose Blaupause für den ersten KOMMISSAR X Film diente ganz klar GOLDFINGER. Schließlich steckt hinter den mysteriösen Morden an einigen Waffenhändlern und der Entführung eines Atomwissenschaftlers ebenfalls ein goldenes Geheimnis.

Ein bisschen DR. NO hat sich schließlich unter DREI GELBE KATZEN gemischt. Vor allem aber die Faszination an fernöstlicher Kampfkunst. Ein seltsamer Karate-Geheimbund und ein verrückter Wissenschaftler, der sich einen echten Todessee(!) angelegt hat, halten hier die fernöstliche Welt in Atem. Die Verschleierung des Geheimbunds ist jedoch nur eine Tarnung für eine viel größere Schweinerei. Doch Kommissar X kann man eben kein X für ein U vormachen.
Das große Prunkstück der Serie ist allerdings DREI GRÜNE HUNDE. Vor realer Kulisse in Istanbul gedreht, hören irre Action, knallige Sprüche und blanker Nonsens gar nicht mehr auf. Bereits in der ersten Einstellung bekommt Jo Walker in einer Unterwelt-Bar zu seiner eigenen Titelmelodie („I love you, Jo Walker“) einen Stuhl in die Visage geknallt. Davon relativ unbeeindruckt mischt er schließlich in der sofort entbrennenden Kneipen-Keilerei ordentlich mit. Diesen kecken Geist atmet das gesamte türkische Abenteuer, dessen oben bereits erwähnte LSD-Geschichte auch auf die Macher ein wenig abgefärbt zu haben scheint. Keine Fallhöhe scheint hier für Witze und Stuntmen hoch genug zu sein.
Mit dem abgleiten in die 70-er Jahre wurde auch Kommissar X ernster und psychedelischer. Von den klassischen Themen ging es nun um Mädchen- und Drogenhandel. Für den finalen KOMMISSAR X JAGD DIE ROTEN TIGER übernahm sogar Harald Reinl die Regie. Doch der Abstieg in die härteren Crime-Gewässer im blutigen Drogenschmuggel-geschüttelten Pakistan kamen Jo und Tom nicht zu Gute. Nicht zuletzt die wirklich brachiale Synchronisation raubte dem Werk schließlich jede Würde. Da die Rechtesituation des letzten KX-Abenteuers zudem schwierig aufzulösen ist, hat es der Film leider auch nicht in die Box von Anolis geschafft. Dennoch sind auch Bestrebungen im Gange, den 7. Kommissar X Film auf DVD zu veröffentlichen.

Dank Anolis liegt nun inzwischen eine anständige Restauration dieser kultigen Euro-Ermittler auf DVD vor, die in einigen Abstand nacheinander mit einigen substantiellen Extras veröffentlicht werden. So erhält das Duo Walker und Rowland endlich den längst überfälligen Platz im Spy-Ploitation Olymp.
We love you, Jo Walker.

Kay Pinno
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